18. Juli 2017
Bei Geld hört die Freundschaft bekanntlich auf. Hat nun einer besonders viel – und das ist bei Unternehmen meist so –, dann weckt das Begehrlichkeiten, die Täter und Opfer gleichermaßen die Existenz kosten können. Wir sprachen mit einem, der sich damit auskennt. Mit ihm tauchten wir ein in das Tagesgeschäft eines Wirtschaftsdetektivs.
Eigentlich ist es ein grundlegend trauriges Geschäft: Es geht um Misstrauen, um Hintergehen, Diebstahl und immer wieder Betrug. "Ob privat oder eben auch in der Wirtschaft", weiß Patrick Kurtz, seit 2013 Inhaber der gleichnamigen Detektei in der Kölner Antoniterstraße. Dabei ist der Betrug in bester Gesellschaft von Untreue, Krankschreibungs- und Spesenmissbrauch, privat abgerechneten Tankquittungen bis hin zu (Daten-)Diebstahl und Unterschlagung. In den meisten Fällen ist der Täterkreis recht übersichtlich: Es sind überwiegend Mitarbeiter. "Wir haben einen Fall bearbeitet, in dem der beste Freund und zugleich älteste Angestellte des Firmeninhabers gemeinsam mit seinem Sohn Rechnungen gefälscht, Rechnungsbeträge schwarz in die eigene Tasche gesteckt und nebenbei mit den Firmentransportern ein Konkurrenzunternehmen aufgebaut hat – heimliche Stammkundenabwerbung inklusive", erzählt Kurtz.
Oft erhalten die Unternehmer Tipps, woraufhin sie ihre Produkte zum Verkauf im Internet wiederfinden. Ein Unternehmen aus dem Bereich der Automobilzulieferer fand Produkte mit seinen ganz eigenen QR-Codes im Netz, über entsprechende Testkäufe verschaffte man sich Sicherheit. 2014 traf es im großen Stil die Ford-Werke: Cockpits und weitere Zubehörteile sollten ins Ausland verkauft werden.
Haben die Güter erst einmal das Unternehmen verlassen, kommen jede Menge Gefahren durch den Frachtdiebstahl hinzu. Leider sei es auch hier so, dass es meistens die eigenen Mitarbeiter sind, die sich von Baumaterialien bis Konsumgütern für den Eigenbedarf oder zum Weiterverkauf bedienten. "Es kommt relativ häufig vor, dass ganze Lkw-Ladungen mitsamt Hänger gestohlen werden", berichtet Kurtz. Dafür würden die Fahrer insbesondere im Sommer durch leicht geöffnete Fenster im Schlaf mit Gas betäubt. Weil dahinter oft jede Menge Hehler und sonstige Hintermänner stecken, gestaltet sich eine solche Recherche oft sehr umfangreich. Auch bei diesen Delikten sei NRW leider führend, was die Kriminalstatistik angeht, weiß Kurtz. Die jeweiligen Schadensfälle in diesem Bereich bewegten sich oft im hohen fünfstelligen Bereich, glücklicherweise seien aber auch die Erfolgsquoten sehr hoch. Zuständiger Spezialist für diese Delikte in der Detektei Kurtz ist dafür ein ehemals selbstständiger Logistik-Unternehmer, der sich bestens auskennt von Personal bis Buchhaltung.
"Genau genommen darf sich jeder auf die Pirsch begeben", so Kurtz. Er bedauert es sehr, dass es in diesem Beruf keine ausdrückliche Ausbildungspflicht gibt. Es seien aber eben genau jene, die nicht nur sich selbst, sondern auch die Auftraggeber unter Umständen strafbar machen, erklärt Kurtz. Einen seriösen Anbieter fände man anhand entsprechender Zertifikate, aber auch aufgrund einer transparenten Preisstruktur. Für ihn arbeiten viele ehemalige Sicherheitsfachleute aus Ermittlungsbehörden wie Zoll, Polizei und auch dem Bundesnachrichtendienst (BND). Die meisten Detektive seien Freiberufler – "Einzelgänger", beschreibt Kurtz. Leider sei das Studium der Kriminalistik seit Mitte der 90er-Jahre abgeschafft, und auch das "Profiling" stecke in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Er schätzt sich besonders glücklich, dass zum Beispiel sein Chef-Ermittler für IT-Delikte ein Diplom-Kriminalist und zugleich IT-Experte ist. Kurtz: "So etwas genießt heute Seltenheitswert!" Kurtz selbst hat nach dem Studium der Europäischen Literatur – hier müssen vor allem Detektivgeschichten das Ihre getan haben – und der Absolvierung der Sicherheitsakademie Berlin seine Detektei gegründet, die mittlerweile Niederlassungen in mehreren deutschen Städten hat und etwa 500 Fälle jährlich aufdeckt – "mit Erfolg", wie er betont.
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